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Interview mit dem Dozent Roger Gärtner

Dienstag, 9. Juni 2020

Roger, du bist Hochschuldozent und Triathlet. Wo trifft dich die aktuelle Krise am meisten?
Am meisten im familiären Umfeld. Meine Eltern sind beide über 80 und gehören damit zur Risikogruppe. Es ist ein spezielles Gefühl mit Masken und Handschuhe sich sehen zu müssen und Umarmungen zu unterlassen. Das ist schon einschneidend.
Im sportlichen Bereich ist es für mich nicht so eine Veränderung. Ich bin Individualathlet und kann immer noch Laufen und Radfahren. Klar, das Schwimmtraining kam jetzt deutlich zu kurz. Da aber die Wettkämpfe dieses Jahr nicht stattfinden, kann ich jetzt unbeschwerter trainieren.

Als Hochschuldozent ist mit dem Verbot des Präsenzunterrichts eine grosse Veränderung auf dich zu gekommen. Wie findet der Unterricht jetzt statt?
Der Unterricht findet jetzt im virtuellen Raum statt. Da werden verschiedene Plattformen verwendet wie im SIU das Alfaview, was eine sehr gute Lösung ist. In anderen Instituten verwenden wir Skype, MSTeams oder GoToMeeting. Die verschiedenen Institute versuchen so, einen möglichst geordneten und erfolgreichen Unterricht in der virtuellen Welt anzubieten.

Welche Vorteile hat das Videokonferenzsystem vom SIU?
Vorteil vom Alfaview ist klar, dass man die Gesichter und ihre Emotionen sieht. Der Aufbau mit verschiedenen Räumen, die Gruppenarbeiten zulassen, ist ausgezeichnet. Es gibt in Bezug auf die Präsentation von Inhalten auf verschiedenen Bildschirmen auch viel Spielraum. Die Systemstabilität ist hervorragend und es ist einfach zu bedienen. Das SIU hat im Vergleich zu anderen ein sehr gutes Videokonferenzsystem ausgewählt, das auch online ein qualitativ guter Unterricht zulässt.

Ist es schwieriger für einen Dozenten virtuell zu unterrichten?
Schwieriger nicht unbedingt. Einfach anders. Die Materie ist die Gleiche – darüber weiss man ja Bescheid. Man muss sich allerdings im Voraus genau überlegen, wie man gewisse Inhalte zeigen will. Die Erfahrungen sind bis jetzt sehr positiv. Das Feedback der Teilnehmer auch.

Wie reagieren die Studierenden auf die Umstellung?
Sie sind froh über diese Alternative, so dass der Unterricht immerhin weitergehen kann. Sie haben alle ihre persönlichen Ziele, wollen in ihrer Karriere weiterkommen und dadurch keine Zeit verlieren. Nicht jede Person ist allerdings gleich fasziniert vom Online-Unterricht. Man macht aber das Beste aus der Situation und der Fokus sind klar Prüfungen, Abschluss und Erfolg haben. Die Absenzen sind daher auch sehr klein. Kompliment auch an die Teilnehmenden, die immer so hochkonzentriert sind.

Wie erlebst du den Online-Unterricht persönlich?
Wenn man im virtuellen Raum ist, ist die Interpretation von Mimik und Gestik schwieriger. Wenn ich frage: „Haben es alle verstanden?“, fällt es mir im Präsenzunterricht klar leichter, ob die Teilnehmenden die Inhalte wirklich verstanden haben. Mittlerweile bin ich darin auch im Online-Unterricht geübt und kann meine Teilnehmenden abholen.

Soll man sich in solchen Zeiten weiterbilden?
Unbedingt. Das Leben geht weiter. Wir haben tolle Leute in unseren Lehrgängen, die ihren Weg machen. Unternehmen brauchen Nachwuchs im Kader – gerade in solchen Krisen. Vielleicht haben einige jetzt auch Zeit, eine Weiterbildung zu absolvieren. Es ist nie ein schlechter Augenblick, eine Weiterbildung zu machen und ist immer eine gute Investition.

Wie hast du die Organisation und Kommunikation vom SIU miterlebt?
Beim SIU war die Umstellung auf Online-Unterricht beeindruckend. Ging alles sehr schnell und gut. Das fing um 16.00 Uhr am Tag der schweizweiten Schulschliessung an, als der Unterricht unterbrochen wurde. Zeitgleich haben die Mitarbeitenden des SIU sich organisatorisch, und wir Dozierenden didaktisch, uns für den nächsten Schultag im Online-Unterricht fit gemacht. Ich unterrichte auch in den Elektrolehrgängen, in denen bereits online unterrichtet wird. Deshalb war der Online-Unterricht für mich nichts Neues. Viele meiner Kollegen und Kolleginnen mussten hingegen übers Wochenende viel vorbereiten und da wurden wir aus dem SIU hervorragend unterstützt. Kommunikation und Organisation war so, wie man dies als Dozent wünscht. Kompliment an die Mitarbeitenden des SIU, sowie auch an die Geschäftsleitung und Dozentenkollegen, die einen guten Job gemacht haben.

Hast du Erkenntnisse aus der aktuellen Krise?
Ich wurde wahrscheinlich etwas ruhiger. Ich war gezwungenermassen weniger im Training. Da kommt eine gewisse Ruhe, man verbringt mehr Zeit mit sich selber. Gewisse Dinge erscheinen auf einmal weniger wichtig. Mir kamen natürlich als Dozent für Finanz- und Rechnungswesen auch Fragen in den Sinn wie: Wie kann es sein, dass man ein Unternehmen führt, und nach zwei Tagen keine Liquidität mehr hat? Da müssen einige nochmal über die Bücher. 

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